Freier Ritterorden zu Dahl

Geschichtliches

Zum Geleyte

Mittelalterliches Heerlager Die Überschrift dieser kleinen Einleitung macht das Dilemma klar, in welches man gerät, sobald man sich mit dem historischen Konstrukt, dem die Geschichtsforschung den Namen "Mittelalter" gegeben hat, beschäftigt.

Betrachten wir einmal die Worte "Zum Geleyte". Freilich, das sieht mittelalterlich aus, das fasziniert, das regt die Fantasie an. In unserer Vorstellung erscheinen die kunstvoll gestalteten Miniaturen der (spätmittelalterlichen) Manessischen Handschrift. Tatsache ist jedoch, dass diese Art zu schreiben erst viele Jahre später, in der Blütezeit des Barocks "modern" wurde. Mit dem Mittelalter – also der Zeit zwischen etwa 800-1500 n. Chr. hat sie recht wenig zu tun.

Diese Erkenntnis offenbart das Kernproblem. Wie hat die Welt zur Zeit des Mittelalters ausgesehen? Was können wir authentisch nachstellen? Was bleibt Produkt unserer Fantasie und gerät in die Gefahr, ebenso unauthentisch zu werden wie die Überschrift dieses Kapitels?

Der Ansatz des "Freien Ritterordens zu Dahl", den ihr unter der Rubrik "Der Orden" findet, versucht einen Kompromiss zwischen Authentizität[1] und einer fantasievollen - aber durchaus denkbaren – Füllung von Wissenslücken zu schließen. Auf diese Weise können wir ein vielleicht nicht vollständig authentisches jedoch in sich schlüssiges, plastisches Bild des Konstruktes "Mittelalter" gestalten.

Dennoch sollen euch, werte Leser, jene Kenntnisse, die wir erworben haben, nicht vorenthalten bleiben und so haben wir hier allerlei (allerley? Entscheidet selbst!) Wissenswertes über eine Zeit, die als finster galt, zusammengetragen und hoffen mit den folgenden Worten ein wenig Licht in diese Dunkelheit zu bringen.

pax vobiscum

Walther von der VogelweideKleine Chronologie zum historischen Kontext des Ritterordens zu Dahl

"Ahî wie kristenlîche nû der bâbest lachet,
swánne er sînen Walhen seit: 'ich hânz alsô gemachet'.
daz er dâ seit, des solt er nie mêr hân gedâht!
er gihet: 'ich hân zwêne Államân únder eine krône brâht’"

Ha! Wie christlich der Papst jetzt lacht,
wenn er seinen Welschen sagt:
"Seht so habe ich’s gemacht"
was er da sagt, hat er wahrlich gedacht!
Seinen Mannen verrät er und er lacht:
"Zwei Deutsche hab’ ich unter EINE Krone gebracht..."

Walther v. d . Vogelweide über Innozenz III.

1187

Saladin nimmt Jerusalem ein und gewährt den Christen sicheren Abzug zum Meer.

1188

Am 27. März ruft Barbarossa die Noblen und kirchlichen Würdenträger nach Mainz zum "Hoftag Jesu Christi" und verkündet seine Teilnahme am dritten Kreuzzug (1189-1191).

1190

Am 10. Juni stirbt Barbarossa bei einem Bad im Fluss Saleph.

1191

Im April dieses Jahres wird Heinrich VI., Barbarossas Sohn von Papst Coelestin III. zum Kaiser gekrönt.

1197

Am 28. September diesen Jahres stirbt Heinrich VI. Er hinterlässt ein gewaltiges Reich, aber keinen der Regierung befähigten Erben.

1198

Innozenz III. wird zum Papst gewählt.Der Thronstreit zwischen Otto von Braunschweig (einem Welfen) und Philipp von Schwaben (dem jüngsten Sohn Barbarossas, einem Staufer) entbrennt.Walther von der Vogelweide tritt als Sangspruchdichter in Erscheinung und mischt sich mit wohl gewählten Worten in den Thronstreit ein.

1202-1204

Der vierte Kreuzzug endet recht unehrenhaft in Konstantinopel.

In jener Zeit der Wirren und des Niedergangs des Imperiums der Staufer spielt die Geschichte unserer Heldinnen und Helden.

Die Staufer

Konrad III, Miniatur aus dem 13. Jh.

Der Aufstieg der Staufer begann mit Konrad III [2](im Bild rechts), der 1093 oder 1094 geboren wurde und dem es im Jahre 1138 immerhin gelang, der anerkannte König von Deutschland zu werden. Wie es sich für einen zünftigen Herrscher gehört, nahm Konrad im Jahre 1147 das Kreuz und führte gemeinsam mit Ludwig VII von Frankreich den vom Benediktiner Bernhard von Clairvaux geforderten II. Kreuzzug in das heilige Land. Diese bewaffnete Wallfahrt gen Jerusalem erwies sich jedoch als kein allzu fruchtbarer Plan und Konrad musste sich mit blutiger Nase, gekränktem Stolz und - wie Historiker vermuten – einer Malariainfektion aus dem heiligen Land zurückziehen. Ebendiese Malaria – so zumindest die offizielle Lesart – kostete ihn im Jahre 1152 das Leben und bereitete seinem Neffen den Weg zur Macht – einem Mann namens Friedrich, dessen Wahrzeichen sein üppiger, roter Bart war und der als Friedrich I. Barbarossa in die Geschichte eingehen sollte.

Nun mag man sich fragen, warum der gute Konrad, obwohl er zwei Kinder (Heinrich und Friedrich) hatte, ausgerechnet seinen schon 30-jährigen Neffen zu seinem Nachfolger bestimmte. Heinrich konnte das Erbe seines Vaters nicht antreten, da er schon zwei Jahre zuvor (1150) gestorben war. Friedrich seinerseits war im Todesjahr seines Vaters (wir erinnern uns: 1152) ein Knäblein im zarten Alter von sieben Jahren und nicht in der Lage, sich gegen die Erzkonkurrenten der aufstrebenden Staufer - die Welfen - zu behaupten. Friedrich Barbarossa hingegen hatte schon allerlei politische Erfahrung als Herzog von Schwaben gesammelt und war gleichzeitig Spross einer stauferisch-welfischen Ehe zwischen Friedrich II. von Schwaben und Judith, der Tochter Heinrichs des Schwarzen von Bayern. Dieses günstige Erbe qualifizierte den jungen Herzog der rechte Mann am rechten Ort zu sein. Wer war er nun dieser Friedrich I. Barbarossa? Mit Sicherheit war er eine der bedeutende historischen Persönlichkeit des Mittelalters. Mit seinem Namen ist aber auch die Ausbildung einer nationalen Identität des deutschen Volkes im 19. Jahrhundert, die romantische Verklärung des Kaisers[3] und leider auch der Missbrauch durch die nationalsozialistische Propaganda[4] verbunden.

Lassen wir nun einen authentischen (!) Zeugen zu Wort kommen. Der Chronist Rahewin[5] beschreibt Barbarossa wie folgt:

"Sein Körper ist schön gebaut; von Statur ist er etwas kürzer als die Längsten, schlanker und größer als die Mittelgroßen. Seine Augen sind scharf und durchdringend, die Nase ist schön, der Bart rötlich, die Lippen sind fein und nicht durch breite Mundwinkel erweitert; sein ganzes Gesicht ist fröhlich und heiter".[6]

...wird fortgesetzt.

 

Die Wikinger

Szene aus 'Asterix und die Normannen' Ähnlich wie das Mittelalter insgesamt üben die Wikinger[7] eine schwer zu erklärende Faszination auf uns aus. Dabei ist vieles, was wir über sie wissen - oder zu wissen glauben - blanker Unsinn, was auch Asterix eigentlich wissen sollte. Die Normannen haben nämlich mit den Galliern von 50 v.Chr. herzlich wenig zu tun. Ebenso ist es ein schlichtweg falsches Klischee, dass Wikinger Hörner an ihren Helmen tragen. Diese Vorstellung basiert u.a. auf vielen Hollywood-Verfilmungen des Themas, wäre im realen Kampf aber allenfalls hinderlich oder gar gefährlich für den Träger selbst (Helm + Horn = Schwertfang = Schädelspaltung). Und wer behauptet, die Nordmänner kennen keine Angst, weiß wohl nicht, dass sie von den Mauren in Spanien und den Arabern im Mittelmeer regelmäßig den Hintern versohlt bekamen.

Im Grunde ist es bereits unmöglich, von 'den Wikingern' als solche zu sprechen. Denn es gab gravierende Unterschiede in Kultur, Lebensweise und Richtung der Ausbreitung, beispielsweise zwischen Dänen, Norwegern und Schweden - von den regionalen und zeitlichen Feinheiten ganz zu schweigen. Trotzdem haben die Wikinger in den Geschichtsbüchern ihren festen Platz gefunden. Und das selbstverständlich zu recht.

Die Wikinger als Eroberer

Drachenschiff Als eigentlicher Beginn der Wikingerzeit wird meistens die Plünderung des Klosters Lindisfarne in England im Jahre 793 angesehen, auch wenn es schon vorher vereinzelte Aktivitäten gegeben hatte. In den darauffolgenden Jahrzehnten fanden zahlreiche ähnliche Überfälle in England, Irland, Friesland und Frankreich statt. Gegen die furchtlosen und gut bewaffneten Nordmänner war eine Gegenwehr seitens der unbefestigten Ziele meist vergeblich, so dass man oft versuchte, durch die Zahlung von 'Danegeld' - im Prinzip nichts anderes als Schutzgeld - zumindest mit dem Leben davonzukommen.

Die schnellen Drachenschiffe waren ideal für Überraschungsangriffe der Marke anlanden - plündern - alles niederbrennen - verschwinden. Außerdem waren sie durch die Kombination aus Segel und Ruder gleichermaßen für die Hochsee wie für die Fahrt auf Flüssen geeignet. Durch den umklappbaren Mast stellten selbst Brücken kein Hindernis dar, so dass die Wikinger ihre Eroberungsfahrten bis nach Paris, Köln und sogar Byzanz ausdehnten.

Die Wikinger als Siedler

WikingerNur ein Teil der Wikinger betätigte sich als Krieger und Piraten. Parallel dazu betrieben sie auch friedlichen und umso profitableren Handel mit anderen Teilen Europas und dem nahen Orient. Exportiert wurden z.B. Felle, Pelze und vor allem Bernstein. Im Gegenzug dazu kaufte man Seide, Glas und arabische Gewürze ein. Oftmals ließen sich sogar beide Seiten der Medaille miteinander verbinden. So konnte man bei den Raubzügen leicht Ware für den Sklavenmarkt besorgen, und manche Plünderer wurden in den überfallenen Regionen sesshaft und vermischten sich mit den Einheimischen. Ein Beispiel dafür ist das 'Danelag', das wikingische Herrschaftsgebiet in England.

Eines der wichtigsten Ereignisse dieser Zeit ist die Übergabe der Normandie als Herzogtum an den Wikinger Rollo durch den Frankenkönig Karl im Jahre 911. Dies war insbesondere der Ursprung der Normannenherrschaft in England, die Wilhelm der Eroberer in der Schlacht von Hastings 1066 dingfest machte.

Die Wikinger als Entdecker

Nach und nach dehnten die Wikinger ihr Einflussgebiet nach Westen aus. Eine der bedeutendsten Errungenschaften war die Entdeckung Islands im Jahre 861 sowie dessen Besiedlung, da man hier auf keine einheimische Bevölkerung stieß. Eher unfreiwillig entdeckte Erik der Rote, ein wegen Totschlags Geächteter, Grönland. Und sein Sprössling Leif Eriksson landete etwa im Jahr 1000 an der Ostküste Kanadas auf einer Insel, die er Vinland nannte.

PeilscheibeNeben der immensen Seetüchtigkeit ihrer Schiffe verfügten die Wikinger auch über zahlreiche Tricks und Kniffe in der Navigation. Nachts orientierte man sich am Polarstern und an anderen Gestirnen. Bei Tag benutze man eine Peilscheibe (im Bild rechts). Anhand der Sonne und des Schattens, den der Stab im Zentrum warf, konnte man recht genau entlang der Breitengrade segeln. Die Überlieferungen "so-und-soviel Tage in die-und-die Richtung, an den-und-den Landmarken vorbei" usw. weichen von modernen, satellitengestützten Berechnungen nur um knapp 2% ab. Diese Leistung wird als sehr erstaunlich erachtet angesichts der vergleichsweise einfachen Mittel.

Das Ende der Wikingerzeit

Im Gegensatz zu den Anfängen lässt sich ein genaues Ende der Wikingerzeit nur schwer angeben. Die Verschmelzung mit den anderen Kulturen, die zunehmende Christianisierung und der wachsende, gemäßigte politische Einfluss der nordischen Nationalstaaten trugen dazu bei, dass die Wikinger an sich ab dem Ende des 11. Jahrhundert allmählich von der Bildfläche verschwanden.

Aber natürlich hat diese faszinierende und ereignisreiche Zeit Spuren hinterlassen. Damit sind nicht nur die Ausgrabungen wie in dem alten Handelszentrum Haithabu gemeint, die uns Aufschlüsse über das damalige Leben geben. Es sind vielmehr kleine Details im Alltag, welche die Wikinger an uns weitergegeben haben.


Anmerkungen

[1] Jawohl, so heißt nämlich das Nomen von authentisch und nicht etwa "Authentik".

[2] Der ausführliche Lebenslauf von Konrad III lässt sich sehr anschaulich nachlesen in: "Karfunkel Codex – Die Zeit der Staufer 1030-1268" Heft 3, Wald-Michelbach 2005.

[3] vgl. Die "Sage" vom Kaiser im Kyffhäuser und das dort von Wilhelm II. erbaute und 1896 fertiggestellte "Barbarossa-Denkmal".

[4] vgl. Unternehmen "Barbarossa" als geheime Bezeichnung für den deutschen Angriff auf die UdSSR im 2. Weltkrieg.

[5] auch: Radewin, Ragewin (* Anfang 12. Jh., + zwischen 1170 und 1177). Mittellateinischer Chronist und Dichter. Mayers Taschenlexikon Geschichte, Mannheim 1982.

[6] Dieses Zitat stammt aus "G-Geschichte – Friedrich I. Barbarossa. Der Stauferkaiser und seine Zeit" Heft 9, Nürnberg 2004.

[7] Einen ausführlichen Einblick in Geschichte, Lebensart, Handwerkskunst und Mythologie der Wikinger bietet das Sonderheft "Karfunkel Codex – Wikinger" Heft 1, Wald-Michelbach 2003.